18.10.2013

Stellungnahme zum Workshop 5 „Wasserkraft“ am 07.10.2013

 Das Programm mit der vorgelegten Rednerliste erregte im Kreis der Lechallianz heftigen Unwillen. Es sollten nur Befürworter der Wasserkraft in den Impulsreferaten zu Wort kommen. Von der Zerstörung des Lebensraumes Fluss in vielfacher Hinsicht sollte nicht die Rede sein.Die Stellungnahme ist hier nachfolgend abgedruckt.
Stellungnahme zum 5._Workshop
Zum Thema des 2. Referates „Naturverträgliche Wasserkraft am Lech“ wird von der Lechallianz grundsätzlich die Existenz einer „naturverträglicher Wasserkraft“ bestritten.
Gerade am Lech kann bei den vorhandenen Staustufen und ebenso bei dem von E.ON gewünschten neuen Kraftwerk von Naturverträglichkeit in keiner Weise die Rede sein. Die Lechallianz war sehr überrascht, als Referenten bei diesem Workshop erstmalig einem Vertreter des Umweltministeriums zu begegnen.
Der Workshop „Naturschutz“ war dem Ministerium jedenfalls nicht die Entsendung eines Vertreters wert.Unsere Erwartungen haben sich voll bestätigt. Das Impulsreferat 1 hatte mit dem Thema Licca liber überhaupt nichts zu tun, das Wort kam dem Vortragenden nicht einmal über die Lippen. Bezeichnend war auch, dass das beantragte Kraftwerk bei km 50,4 im Naturschutz- und FFH-Schutzgebiet „Stadtwald Augsburg“ mit keinem Wort erwähnt wurde.
Im Impulsreferat 2 wurden durchaus interessante in der Entwicklung befindliche neue Turbinentypen vorgestellt.Es gibt davon allerdings keine einzige in Deutschland. Was soll dann der Titel „Naturverträgliche Wasserkraft am Lech“? Zusätzlich war in der folgenden Diskussionsrunde aus dem Munde der E.ON-Vertreter zu hören, dass an eine Erneuerung den teilweise fast achtzigjährigen Turbinenanlagen nicht gedacht ist, weil diese Maßnahme kaum eine Effizienzsteigerung mit sich bringen würde aber mit sehr hohen Kosten verbunden wäre.In den Diskussionsrunden kamen dann die gegensätzlichen Positionen von Lechallianz und Energieerzeuger wieder deutlich zum Ausdruck.

Die Errichtung eines weiteren Kraftwerks im Naturschutz- und FFH-Schutzgebiet „Stadtwald Augsburg“ wird von der Lechallianz strikt abgelehnt.

Fazit: Es wird nun ganz entscheidend auf die Formulierung der geplanten Online-Befragung zu grunde liegenden Fragen ankommen. Wir von der Lechallianz erwarten, dass diese Fragen im Kreise der Stakeholder ausgiebig diskutiert werden können.

 

Stellungnahme zum Workshop 4 am 01. 10.2013

 Ein Vertreter von tatwort/Wien gab zum Auftakt wieder einen sehr präzisen Überblick über die bisherigen Flussdialogveranstaltungen.Im Impulsreferat 1 stellte das Stadtplanungsamt Augsburg das Projekt „Flößerpark“ vor, leider nicht in der für diese aufwendige Planung nötigen überzeugenden Form. Die Lechallianz befürwortet dieses Vorhaben nachdrücklich. Es darf keinesfalls auf den kleinen Bereich südlich der Lechhauser Lechbrücke beschränkt bleiben, auf den sich die vorgestellte Planung bezieht.
Es bietet sich der ganze Uferbereich zwischen Lechhausen und Hochzoll für eine Erschließung an. Natürlich wird dies ein Projekt für Jahrzehnte. Es ist klar, dass dabei viele Bäume fallen werden, die jetzt den Blick und den Zugang zum Fluss verstellen.. Es kann hier ein attraktives innerstädtisches Erholungs- und Freizeitgelände entstehen mit Uferspazierweg, Strandkaffee und leicht zugänglichen Bademöglichkeiten auf der ganzen Strecke. Seit vielen Jahren wird diese Umgestaltung der innerstädtischen Flusslandschaft am Lech von den Naturschutzverbänden gefordert. Auch bei der Auftaktveranstaltung zu Licca liber im Februar hat die Lechallianz diese Forderung wieder erhoben.

Im Impulsreferat 2 wurden von Seiten der Regio Augsburg phantastische Vorschläge zu Hochbrücken über den eingetieften Fluss vorgebracht um so auch für den Tourismus neue Anziehungspunkte in der Stadt zu schaffen.

 Bei der Diskussion ließ sich eine breite Zustimmung zu dem Projekt „Flößerpark“ und den oben angedeuteten Erweiterungen erkennen, wenn auch Sorge über die Begleiterscheinungen, zum Beispiel über die Fällung zahlreicher Bäume, deutlich wurde. Sorge wurde auch um die Kiesinseln nördlich des Hochablasses laut, die auf Dauer, so wurde vermutet, durch den zukünftigen Auslauf des Kraftwerks im Hochablass verfrachtet werden. Von Seiten des Grünamts wurden die negativen Seiten des Projekts wie ausufernde Partys, Feuerstellen und Vermüllung auf dem Gelände angesprochen.

Als wichtige Überlegung bei den Wünschen zur Umgestaltung des Flusses und seiner Umgebung südlich des Hochablasses wurde geäußert, dass durch die Schaffung neuer Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten  im Stadtgebiet der Zulauf zu der Strecke zwischen Hochablass und Staustufe 23 zu Gunsten der Natur verringert werden könnte. So besteht in Kreisen der Naturschutzverbände die Hoffnung, dass die bei der Aufweitung des Lechs entstehenden Kiesinseln wieder zu neuen Brutstätten für seltene geschützte Vogelarten wie Flussregenpfeifer und Flussuferläufer werden könnten.  Um deren Brutgeschäft zu sichern, muss eventuell eine zeitweise Sperrung bestimmter Kiesinseln in Kauf genommen werden.

Von Seiten der Kanusportler wurde wieder nachdrücklich die Beseitigung der Abstürze im Fluss zur freien Ausübung des Sports verlangt. Professionelle Ausnutzung des renaturierten Lechs, wie zum Beispiel Schlauchboot-Rafting, sollten verhindert werden.

 

Stellungnahme zum Workshop 3 „Anrainer“ am 19.09.2013

Bei den Anrainern ging es vorrangig um den Forst und seiner Einschätzung zu diesem besonderen Waldtyp. Auch wir kennen das Waldgesetz und die Bannwaldverordnung. Es wären für uns aber schlechte Gesetze, wenn sie es nicht ermöglichen würden, verlorene Lebensräume wieder zu aktivieren. Dabei darf aus unserer Sicht nicht vergessen werden, dass dem Lech einiges an vorhandenem Auwald genommen wurde um ihn als Wirtschaftswald umzubauen. Die Stadt Augsburg hat, den geschichtlichen Wert des Lechs zugrunde gelegt, die große Verantwortung, dem Lech zumindest einen Teil seines Auwaldes wieder zurückzugeben. Bei einer Renaturierung geht kein Wald verloren, sondern ein neuer Wald wird wieder entstehen.

 

Stellungnahme zum Workshop 2 „Grundwasser“ am 11.09.2013

Bei diesem WS wurde sehr schnell deutlich, dass die Situation mit dem Grundwasser ohne die Einbeziehung des Trinkwassers nicht möglich ist. Die bereits erfolgte, dramatisch fortschreitende Eintiefung des Lechs gilt es zu beheben. Mit einer Anhebung der Sohle könnte dem jetzigen Höhenunterschied zwischen Grundwasserabfluss und Lechwasserstand entscheidend entgegen gewirkt werden. Die Ängste der Königsbrunner und Meringer Anwohner treffen dann nicht mehr zu, wenn einerseits die Eon, als Verursacher der jetzigen Misere, ihren Schaden beheben würden und andererseits der Lech durch eine starke Aufweitung mehr Raum bekäme und somit die Pegel nicht mehr so hoch ansteigen könnten. Bei der Ausweitung ist allerdings jedem von uns bewusst gewesen, dass das Trinkwasser oberste Priorität hat. Trotzdem war anhand der alten Lechpläne deutlich, dass sehr wohl in Einzelfällen Möglichkeiten für eine größre Deichrückverlegung, realistisch sind.

In wie weit die Einbeziehung der verschiedenen Seen möglich und sinnvoll sind, können nur durch hydrologische Gutachten erfolgen.

 

15.08.2013

Stellungnahme zum Workshop Ökologie vom 25.07.2013

an die Fa. Tatwort

wir danken für die Einladung zum vorgenannten Workshop. Gleichzeitig bedanken wir uns für die Möglichkeit, ein Impulsreferat zu halten. Wir wollen allerdings im Hinblick auf die nächsten Workshops einige Verbesserungsvorschläge machen.

Generell kann man davon ausgehen, dass die Workshops überwiegend von fachkundigen Vertretern besucht werden. Deshalb wäre es aus unserer Sicht angebracht gewesen, das Niveau der Fragestellungen auf einem höheren Level anzusiedeln. Gefehlt haben uns auch Impulsreferate von wesentlichen Beteiligten, wie beispielsweise vom Trinkwasserschutz und dem Forst.

Insgesamt war der Zeitrahmen für die Zielvorstellungen zu eng bemessen. Dies betrifft die Diskussionsmöglichkeit an den einzelnen Tischen und insbesondere deren Ergebnisse. So blieb beispielsweise der Beitrag der Forstverwaltung diskussionslos im Raum stehen.

Eigentliche Konfliktsituationen kamen überhaupt nicht zur Sprache. So blieb völlig offen, wie mit den FFH- Lebensraumtypen umzugehen ist. Das Gleiche gilt für die strittige Auslegung von „Bannwald“. Offen blieb auch, was letztlich unter „Geschiebemanagement“ zu verstehen ist, etc. etc.

Wir würden uns für die nächsten Workshops eine breitere Aufarbeitung der Konfliktsituationen und eine eingehende Diskussionsmöglichkeit wünschen. Andernfalls könne wohl der Eindruck entstehen, dass es sich bei den Workshops um reine Alibiveranstaltungen handelt.

Der erste Workshop hat gezeigt, dass der äußerst komplexe Themenbereich einer weiteren und intensiveren Aufarbeitung bedarf. In diesem Sinne sehen wir nach wie vor eine Online-Befragung in der vorgesehenen Art als sehr problematisch. Insbesondere weisen wir darauf hin, dass wissenschaftliche Fakten und rechtlich verbindliche Vorschriften nicht durch Abstimmung in Frage zu stellen sind.

 

31.07.2013

1. Workshop zur Lechrenaturierung am 25.07.13

Stellungnahme der Lechallianz

Wir freuen uns, dass unsere jahrelangen Bemühungen um die Renaturierung des Lechs im Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg endlich Früchte tragen. Damit ist auch schon fast die Frage nach dem Zweck der Lechallianz beantwortet.

Die Lechallianz setzt sich für die ökologischen Belange im Lechgebiet ein, ihr Ziel ist eine Renaturierung der Flusslandschaft und der Erhalt der frei fließenden Reststrecken. Der Lech mit seiner reichhaltigen Ufervegetation soll als natürliche Flusslandschaft, den Menschen als Erholungsraum dienen. Mit dem Vorbild Wertach vital können wir deutlich sehen, wie die Bevölkerung diesen neuen Naturraum annimmt und die Natur neu zu erleben ist.

Der Lech ist der ökologisch wichtigste Alpenfluss. Er ist als Biotopbrücke für das gesamte Lechtal wichtig und zählt zu den artenreichsten Lebensräumen. Allerdings sind es die letzten Auenreste mit lechtypischen Arten (1% sind nur noch vorhanden) Es sind die letzten Trittsteine im Verbundsystem der Biotopbrücke. Gerade das NSG Stadtwald Augsburg ist als Vorranggebiet ohne wenn und aber für den Naturschutz zu sehen.

Lange bevor der Begriff „Licca – liber“ geprägt wurde ist uns aufgefallen, dass in der Aue etwas nicht mehr stimmt. Verluste bei zahlreichen Arten sind der Beweis für eine bedrohliche Veränderung. Zeitgleich ist die fortschreitende Eintiefung des Lechs immer deutlicher geworden.

Dadurch war die Forderung nach einer umfassenden Renaturierung des Lechs auch im Einklang der Wasserbauer. Weil eine sinnvolle Renaturierung ohne die Anbindung der Aue nicht möglich ist, ergibt sich zwingend die Notwendigkeit einer größtmöglichen Rückverlegung der Deiche. Die Maßnahme darf aber nicht an den Deichen enden. Nur mit der Einbeziehung des vorhandenen Kanal – und Bächesystem wird das Gesamtprojekt den erhofften Erfolg bringen.

Die dadurch entstehenden, natürlichen Retensionsflächen, entsprechen auch einem zeitgemäßen Hochwasserschutz. Damit werden wir der Verantwortung den Unterreinern gegenüber gerecht, selbst alles zu tun, um die Hochwässer möglichst lange zu bremsen. Das letzte Hochwasser brauche ich in diesem Zusammenhang wohl nicht zu kommentieren.

Unter Fachleuten besteht Konsens, dass die Probleme an ihrer primären Ursache, also an ihrer Wurzel angegangen werden. D.h. im Vordergrund muss die Selbstgestaltung des Flusses, die Selbstentwicklung seiner Lebensräume stehen. Die komplexen Bedingungen einer natürlichen Aue erfordern komplexe Ansätze. „Ein bisschen Auenschutz“ gibt es nicht, auch keine 100%-ig vorhersagbare Planung. Wir müssen uns trauen, die Gestaltung dem Fluss zu überlassen – auch wenn der sich mal nicht an bunte Pläne hält.

Auen – wichtiger Baustein nachhaltiger und integraler Gewässerbewirtschaftung, zwei Drittel aller Pflanzengesellschaften wachsen in der Aue
Auen sind Puffer gegen Extreme im Wasserhaushalt
Auengewässer – Lebensräume für FischeJungfischhabitate – Wintereinstände – Hochwasserrückzugsräume - Stillwasserlebensräume
Flüsse brauchen mehr Raum
Die langfristige Sicherung und Reaktivierung von naturnahen Flusssystemen ist deshalb eine gesellschaftliche KernaufgabeUmsetzungen in diesem Handlungsfeld erfordern wegen der Gemengelage die kooperative Mitwirkung aller Beteiligten bereits in der Frühphase der Planungen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Feststellungen, es sind auch unsere Einschätzungen und Forderungen, kommen von Herrn Prof. Grambow aus dem Umweltministerium.

Wir können nur hoffen, dass nun die Umsetzung dieser hohen Ziele erfolgt.

 Uns sollte auch nicht bang sein, denn wir haben auch noch die Gesetze auf unserer Seite, soweit nicht ständig die Aushebelung dieser Gesetze betrieben wird.

Der Augsburger Stadtwald einschließlich des Lechs und dessen östlicher Uferbereich ist Naturschutzgebiet. Darüber hinaus unterliegt das genannte Gebiet dem Schutzstatus eines FFH-Gebiets.

Deutschland und Bayern sind jedoch durch Natura 2000 rechtlich verbindlich sowie durch die Biodiversitätsstrategien zusätzlich politisch verpflichtet, Auen zu schützen und einen günstigen Erhaltungszustand wiederherzustellen. Zusätzlich verpflichtet auch die Wasserrahmenrichtlinie EU-weit, die Durchgängigkeit der Flüsse zu gewährleisten. Das bedeutet zwangsläufig, in dem zu renaturierenden Bereich alles zu unternehmen, um jegliche Abstürze zu vermeiden.

 Flüsse brauchen mehr Raum, die Umsetzung bedeutet gleichzeitig einen positiven Beitrag für das Fehlen des derzeitigen Geschiebes. Tausende Quadratmeter Flinz in dem betreffenden Flussbereich zeigen, dass ein dringender Handlungsbedarf gegeben ist. Neben einem sinnvollen Geschiebemanagement ist auch ein entsprechendes Abflussmanagement notwendig, um den möglichen Selbstheilungseffekt des Lechs zu unterstützen.

 Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit diesem Renaturierungsprojekt haben wir die einmalige und zugleich letzte Chance ein kleines Stück Wildflusslandschaft wieder herzustellen, um unserer Verantwortung für unsere Natur und unseren Nachkommen gerecht zu werden.

 Günther Groß

 

 

23.02.2013

Es war soweit

Am Dienstag, den 19.02. brachte der Umweltminister Herr Dr. Marcel Huber "den ersten Stein ins rollen" Mit dieser symbolischen Geste wurde der Startschuss für das Projekt - Licca liber - gegeben. Es waren viele Behördenvertreter anwesend, die hören wollten, wie aus dem Munde des Ministers - der freie Lech - interpretiert wird. Das"aber" aus dem Munde des Ministers, das nach den Ausführungen über die naturschutzrechtlichen Notwendigkeiten folgte, haben wir sehr wohl vernommen. Wir hätten bei aller Liebe zu den erneuerbaren Energien eine klare Aussage zur Stärkung der Naturschutz - und FFH Gebiete erwartet.
Wenn es nicht gelingt, diese höchsten europäischen Schutzgüter zu bewahren, keine Kraftwerke in diesen Gebieten, wird ein angestrebter Dialog nicht gelingen.
Bei der Veranstaltung konnte unser Dr. Günter Bretzel die Sicht der Lechallianz darstellen.

Sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Huber, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Gribl, sehr geehrte Damen und Herren!

Ich bin dankbar, dass ich für die Lechallianz hier ein paar Worte sagen kann. Seit Jahrzehnten bemühen wir uns, bisher  vergeblich, um eine Renaturierung des Augsburger  Lechs, der letzten größeren Fließstrecke des Bayerischen Lechs. Deshalb freuen wir uns, dass nun endlich das Projekt Licca liber dort beginnen soll. Bei der heutigen Veranstaltung steht die Studie der TU München im Mittelpunkt. Sie beschränkt sich im Wesentlichen auf wasserbauliche Probleme und wird damit weder dem Namen „Licca liber“ noch der Sache gerecht.  Schließlich handelt es sich  bei der Fließstrecke im NSG und FFH-Gebiet „Stadtwald Augsburg“ um die letzte landesweit bedeutende Lechaue.  
Wir Augsburger wollen, sehr geehrter Herr Staatsminister, einen Lech, der den Namen „Licca liber“ auch verdient!Dazu möchte ich auf die  Studie von Prof. Jungwirth aus Wien verweisen mit dem etwas sperrigen Titel „Bewertung naturschutzfachlicher Potentiale geplanter Gewässerausbauten am Lech im Bereich der Stadt Augsburg“. Diese Studie hat heute keine Erwähnung gefunden. Sie wurde von der RvS bestellt. Sie bestätigt unsere „verwegenen Forderungen“ als durchaus realisierbar,  und  wir können die RvS zur Bestellung dieser  Studie nur beglückwünschen! Prof. Jungwirth hat seine Überlegungen selbst vor kurzem hier in Augsburg in einem völlig überfüllten Saal vorgestellt. Wer sie dennoch noch nicht kennt, lese nach unter www.Lechallianz.de!

Wir sind also in der glücklichen Lage, das Projekt mit Überlegungen aus zwei verschiedenen Instituten beginnen zu können! Beide  Studien zusammen müssen die Grundlage für einen offenen, öffentlichen und transparenten Dialog bilden. Sie müssen gleichberechtigt nebeneinander „auf Augenhöhe“ betrachtet werden!  Es darf bei den Planungen zum freien Lech keine Denkverbote und keine Einschränkungen geben. Bei der angekündigten Offenen Planung müssen alle zu Wort kommen, denen eine zukunftsorientierte Entwicklung des Lechs, unseres Lechs, am Herzen liegt. Ich zitiere drei Kernaussagen aus dem Jungwirth-Papier:

Entfesselung des Lechs durch Entfernung von Längs- und Quer-verbauungen

Wiederherstellung von hydromorphologischer Dynamik durch Zulassung von Überflutungen in wieder an den Fluss angebundenen Auebereichen

Bekämpfung der Eintiefung durch größtmögliche Anhebung der Flusssohle

Zur Erreichung dieser Renaturierungsziele muss ein Leitbild entwickelt werden.  Die Jungwirth-Studie äußert sich ausführlich zur Frage der Leitbilderstellung. Wie soll denn der Fluss künftig aussehen? Ich will aus unserer Sicht nur einen Punkt herausgreifen. Der Lech muss viel mehr Raum bekommen, mehrfache Breite wie jetzt. Sicher wird er nicht wie vor hundert Jahren mehrere Kilometer breit werden, aber stellenweise sollen deutliche Aufweitungen diskussionsfähig sein! Dadurch und durch seine neue alte Auenlandschaft und durch seine Fähigkeit, sich immer wieder ein neues Bett zu suchen, wird er für die Menschen einen ganz neuen Erlebniswert haben.

Auch im Stadtbereich selbst entspricht  der Lech in keiner  Weise den Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, geschweige denn landschaftsästhetischen oder ökologischen Mindestanforderungen. Dort sollte der Lech vor allem Erlebnis- und Erholungsraum sein, ein prägender Faktor im Stadtbild, eingebunden ins Stadtleben mit Spazierwegen am Wasser, mit Bademöglichkeiten, mit Strandcafes - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Der geplante Flößerpark ist ein erster Schritt in diese Richtung!

Unabdingbare Voraussetzung – auch darin bestätigt uns die Jungwirth-Studie – ist die Einbeziehung der Bevölkerung von Anfang an. Offener Planungsprozess muss heißen: interdisziplinäre Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe und Transparenz der Verfahren.  In diesem Zusammenhang  verwundert es uns, dass weder aus der Naturschutzabteilung Ihres Ministeriums, sehr geehrter Herr Staatsminister, noch aus der Naturschutzabteilung der RvS ein Sprecher heute hier am Pult steht.Es verwundert uns auch deshalb, weil beim Projekt „Wertach vital“ das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth wegen seiner guten Kooperation mit den Naturschutzbehörden und nicht zuletzt mit dem ehrenamtlichen Naturschutz eine beispielgebende Arbeit geleistet hat.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit bei Licca liber, wir werden uns mit aller Kraft und mit allem Nachdruck dafür einsetzen!
Und ein letztes Wort: Sehr geehrter Herr Staatsminister, Bayern hat immer den Ehrgeiz, auf allen Gebieten erstklassig zu sein, und der Freistaat gilt als eines der erfolgreichsten Bundesländer. Hier bietet sich erneut eine Gelegenheit, ein beispielgebendes Projekt zu starten, das über die Grenzen hinaus seinesgleichen sucht! Greifen Sie zu!
Presseerklaerung liccaliber SPD Fachforum Umwelt

Presseerklaerung liccliber BN

Presseerklärung_liccaliber_Stmug

09.02.2013

Es ist soweit

Startschuss für das Projekt"Licca liber"

Am 19.02.2013 findet die Auftaktveranstaltung im Historischen Wasserwerk am Hochablass statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung, die um 14.00 Uhr beginnt wird der Umweltminister Hr. Dr. Marcel Huber das Gutachten der TU München vorstellen. Den Projekthintergrund stellt das WWA Don. vor. Anmeldung bitte direkt an das WWA Don. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

 

07.01.2013

Prof.Dr. Jungwirth begeistert nicht nur die Behördenvertreter.

Prof. Dr. Mathias Jungwirth von der Universität für Bodenkultur in Wien folgte am 18.1.2013 der Einladung der Augsburger Naturschutzverbände, die für die Renaturierung des Lechs kämpfen (Schutzgemeinschaft Lech und Lechallianz gemeinsam mit dem Tierschutzverein Augsburg), seine Überlegungen zu diesem heiß diskutierten Thema vorzustellen.  Prof. Jungwirth ist der Verfasser der von der Regierung von Schwaben zu dem Thema bestellten Studie. Als Leiter des renommierten Instituts für Hydrobiologie / Gewässermanagement an der Wiener Universität hat er mit seinen Mitarbeitern in Österreich zahlreiche Maßnahmen angeregt und begleitet, den dort ebenso wie hierzulande geschundenen Flüssen zu neuem Leben zu verhelfen. Überzeugende Bilder belegten die Möglichkeit und den Erfolg solcher Projekte.

 Das riesige Interesse an dem Thema zeigte einmal der restlos überfüllte Saal  im Hollbau und weiter vor allem die lückenlose Anwesenheit von Vertretern aller wichtigen Behörden: Umweltministerium, Regierung von Schwaben, Umweltreferat der Stadt, Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, Stadtwerke Augsburg, Forstverwaltung, Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverband waren im Saal. Und weiter zahlreiche Stadträte, Landtagsabgeordnete, Vertreter der Handwerkskammer und auch der Firma Eon!

Nach der Begrüßung durch Heinz Paula (MdB) für die Schutzgemeinschaft Lech und durch Günther Groß für die Lechallianz zeigte Prof. Jungwirth an Hand von Beispielen aus Österreich die Erfolge von solchen Renaturierungsmaßnahmen. Im zweiten Teil seines Vortrags ging er dann auf die Möglichkeiten am Lech ein, die er angesichts der Gegebenheiten für äußerst günstig ansieht – zumindest auf der Westseite sind alle Grundstücke im Besitz der öffentlichen Hand. Ankäufe von Grundstücken sind Hauptkosten! Für entscheidend hält er die Entschlossenheit und den Willen bei allen Beteiligten, dieses erfolgversprechende Projekt  durchzuziehen.  EU-Life-Projekte helfen bei der Finanzierung! Eine sorgfältige Planung ohne Zeitdruck, an der außer den beteiligten Behörden und Ämtern  auch die Öffentlichkeit (NGOs!) im Boot sein muss, die zur Entwicklung  eines Leitbildes für das Ziel führen muss, hält Prof. Jungwirth für entscheidend, Dabei müssen neben den technisch-

wasserbaulichen Problemen (Eintiefung, Geschiebemangel bzw. –ausfall) angesichts der Einstufung des Gebietes als Naturschutzgebiet, als Natura 2000 Bereich (Flora-

Fauna-Habitat) und angesichts der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie naturschutzfachliche Fragen in den Mittelpunkt rücken. Prof. Jungwirth fordert u. a. eine weitgehende „Entfesselung“ des Flusses, möglichst auch mit Entfernung aller Querverbauungen, Aufweitung des Bettes stellenweise bis zu 200m und mehr, örtlich auch Verschwenkung des Flusses, Zulassung kleinerer Hochwässer zur Wiederbelebung der angrenzenden Aue. Allen Maßnahmen muss ein zuvor gemeinsam entwickeltes Leitbild der Zielvorstellung zu Grunde liegen.

 Prof. Jungwirth steht weiteren Kraftwerken kritisch bis ablehnend gegenüber. Keiner der vielen anwesenden Experten hat diesen vorgetragenen Visionen widersprochen! Es war eine großartige Veranstaltung, die uns ermutigt, weiter für unseren Lech uns intensiv einzusetzen!

Dr. Günter Bretzel

13-01-23_AZ_Wasserbiologe_fordert_200_m_breiten_Lech

Pressmitteilung von unserem Mitveranstalter Herrn Heinz Paula