Am 19. Juli 2023 stellte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth die genehmigungsreife Planung des Licca liber Projektes der Öffentlichkeit vor.

 

Licca liber – der freie Lech!

Bei der Auftaktveranstaltung zum Flussrenaturierungsprojekt Licca liber am 19.02.2013 führte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth unter Anwesenheit von Staatsminister Marcel Huber aus: „Ziel des Projekts Licca liber ist es, den Lech wieder seinem ursprünglichen Charakter so weit wie möglich anzunähern. [...]. Damit wollen wir die Bewertung des ökologischen Potenzials nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie von "mäßig" auf "gut" erhöhen.“ (https://www.wwa-don.bayern.de/fluesse_seen/massnahmen/liccaliber/ziele/index.htm).

Dabei war von Anfang an unbestritten, dass eine gewisse Flussdynamik für die Gestaltung und den Erhalt der neuen Flusslandschaft essentiell ist. Nach Abschluss entsprechender Planungen gab – völlig überraschend für den ehrenamtlichen Naturschutz – das Energieunternehmen Uniper beim 3. Forum zu Licca liber am 20.07.2023 bekannt, den Bau eines neuen Kraftwerks bei Flusskilometer 50,4, also  mitten im Projektgebiet Licca liber und mitten im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Stadtwald Augsburg“, zu überprüfen.

 

Eine  Broschüre, die für das Kraftwerk und gegen die Umwandung der Sohlschwelle bei Flusskilometer 50,4 in eine raue Rampe wirbt, wurde von Uniper bei der Veranstaltung schon verteilt.

Dieses neue Kraftwerk, dem bereits eine Kraftwerkstreppe mit 20 großen Staustufen vorgelagert ist, würde das Kernanliegen der Flussrenaturierung, den Lech wenigstens in diesem Abschnitt seinem ursprünglichen Zustand anzunähern, zunichtemachen. Es würde alle in den letzten Jahren erfolgten Planungen konterkarieren.

Die ökologischen Folgen des Kraftwerks lassen sich beispielhaft an der Leitart Huchen, die weltweit nur an nordalpinen Wildflüssen lebt, aufzeigen. Wieder wäre für diese Art der Lech fraktioniert, da die Hauptlockströmung durch den Wasserstrom aus der Turbine vorgegeben wird. Gleichzeitig würde die technisch bedingte Wasserführung die Hydro- und Morphodynamik und damit die Ausbildung von Laich- und Entwicklungshabitaten der Art unterbinden.

 

Zudem würden, wie unabhängige Untersuchungen an „innovativen Wasserkraftanlagen“ belegen, flussabwärts wandernde Jungfische zum nicht unerheblichen Teil von den Turbinen des neuen Kraftwerks getötet. (https://www.lss.ls.tum.de/fileadmin/w00bds/aquasys/upload/UPLOAD_SB/Upload_WK_2022/2022-06-30_Abschlussbericht_2022_Band_11_Empfehlungen.pdf2020).

Resümee: Licca liber mit der von staatlicher Seite vorgestellten eingangs zitierten Zielsetzung böte im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Stadtwald Augsburg“ auf nicht absehbare Zeit am bayerischen Lech die einzige Chance einer Flussrenaturierung, die dank einer zugestandenen Eigendynamik des Flusses den internationalen Schutzbedingungen für Natura 2000-Gebiete und der Wasserrahmenrichtlinie 2000 gerecht werden würde. Zudem würde sich Licca liber generell als Pilotprojekt für die Renaturierung alpiner Flüsse eignen.

 

Ein neues Kraftwerk in diesem Abschnitt würde alle diese Möglichkeiten auf nicht absehbare Zeit zunichtemachen und das bei der Auftaktveranstaltung am 19.02.2013 von staatlicher Seite abgegebene Versprechen „Licca liber – der freie Lech“ brechen.

Dr. Eberhard Pfeuffer